Altwege am Neckar

Motivation

Östlich des Rhein gelegen bildete der Neckar in Kombination mit dem hinteren Odenwaldlimes, dem Main, sowie den Altwegen in der östlichen Wetterau, im Ebsdorfer Grund und der Westhessischen Senke (Kasseler Raum) eine wichtige Nord-Süd-Route, die wir hier näher betrachten wollen.

 

Frühe römische Vorstöße von Mainz nach Waldgirmes und Marktbreit und von 
		Windisch und Dangstetten an die obere Donau und Neckar (Agri Decumantes)

Abbildung von lwl.de

Von den Schweizer Alpenpässen kommend führte die Route bereits in vorrömischer Zeit über Windisch und Dangstetten bis zum Quellgebiet von Donau und Neckar.

Entlang des Neckars befand sich eine ausgedehntes keltisches Siedlungsgebiet u.a. mit dem keltischen Fürstensitz auf dem Hohenasperg und den keltischen Oppida  Heidengraben bei Grabenstetten,  dem Heuchelberg westlich von Heilbronn, dem Heiligenberg bei Heidelberg und natürlich Ladenburg an der unteren Neckar.  

Mit der Eroberung der Agri Decumantes, dem Gebiet zwischen Rhein und Donau, wurde durch die Römer entsprechend früh  mit der Befestigung der vorhandenen Wege begonnen.

Im Römischen Reich war der Grosse-St.-Bernhard-Pass (Summus Poeninus, 2.469 m) der wichtigste Alpenübergang zwischen Italien und den Nordprovinzen.

Römerstraßen in der Schweiz: Vom Alpenpass Großer St. Bernhard führte die 
		Route über Matigny, Avenches, Windisch und Dangstetten nach Rottenburg a. Neckar und Rottweil.

Abbildung von wikipedia.de

Vom Grossen-St.-Bernhard-Pass kommend führte die Route über Forum Claudii Vallensium (Matigny) und Aventicum (Avenches) nach Vindonissa (Windisch). Von dort erfolgt der erste römische Vorstoß in die Agri Decumantes bis zur Donau. Schon sehr früh wurde diese Wegstrecke befestigt. Diese frühe Römerstraße führte über die Rheinbrücke bei Bad Zurzach, welche von einem großen Kastell überwacht wurde, über Schleitheim bis zum Donau-Kastell in Hüfingen. In einer zweiten Phase wurde der nasse Limes entlang der Donau ausgebaut und die entsprechenden Kastelle in Mengen-Ennetach, Rißtissen, Günzburg, Oberstimm bis Eining über die Donau-Süd-Straße miteinander verbunden. In westlicher Richtung von Hüfingen aus wurde eine wichtige Route über den Schwarzwald bis Riegel erschlossen. In Sasbach (westlich von Riegel) befand sich eine Römerbrücke über den Rhein. Somit bestand eine erste direkte Verbindung zwischen den Legionslagern in Augsburg und Straßburg

Ausbau der Infrastruktur in der Agri Decumantes: Römerstraße südlich
		der Donau von Hüfingen nach Regensburg, die Römerstraße Neckar-Alb und die römische Kinzigtalstraße.

Abblidung von lwl.de

In vespasianischer Zeit erfolgte dann der Vorstoß nördlich der Donau in den oberen Neckarraum mit der Errichtung der Kastelle in Rottweil, Rottenburg, Sulz und Waldmössingen sowie den vespasianischen Kastellen auf der schwäbischen Alb. Die oben erwähnte Römerstraße von Windisch nach Hüfingen wurde als Neckar-Alb-Straße bis Rottenburg weitergeführt. Zur selben Zeit entstanden die Routen Mengen-Ennetach nach Rottweil und von dort westwärts die Kinzigtalstraße, die die Route Augsburg - Straßburg nochmals verkürzte. 

Mit dem weiteren Vorstoß entlang des Neckars nach Köngen und Cannstadt und entlang der schwäbischen Alb bis Heidenheim, konnte auch die Route Augsburg - Mainz erheblich verkürzt werden. Hierzu wurde die Römerstraße Augsburg - Günzburg - Urspring - Köngen - Cannstadt - Speyer angelegt. Zur gleichen Zeit wurde die Neckar-Alb-Straße entlang des Neckars von Rottenburg über Köngen und Cannstadt bis nach Bad Wimpfen und entlang des hinteren Odenwaldlimes bis Wörth am Main verlängert. Von dort verlief sie entlang des nassen Limes am Main bis nach Großkrotzenburg überquerte über die dortige Römerbrücke den Main und führte entland des östlichen Wetterau-Limes bis Hungen (nördlich von Echzell). Von dort führte einerseits ein Altweg über den Vogelsberg und Thüringen an die sächsische Elbe, ein weiterer über den Ebsdorfer Grund bis zur Amöneburg. Dort splittete sich die Route nach Kassel in eine westliche Route über Kirchhain und Fritzlar (in der Nähe von Fritzlar wird Mattium die Hauptstadt der Chatten vermutet) und eine östliche Route über Treysa nach Alteburg an der Eder. Letzteres Teilstück verlief gemeinsam mit der im Mittelalter unter dem Namen "Lange Hessen" bekannten Handelsroute von Butzbach nach Leipzig. Teile der Strecke nördlich von Hungen wurde bereits von den Römern befestigt, obwohl sie "vor" dem Limes und somit außerhalb des Römischen Reiches lag.   

Die neu erorberten Gebiete wurden durch den Obergermanischen Limes, 
		den hinteren und vorderen Odenwaldlimes und den rätischen Limes geschützt.

Abbildung von lwl.de

In der letzten Phase wurde der hintere Odenwaldlimes um ca. 30 km nach vorne verlegt. Der Limes von Miltenberg nach Welzheim verläuft auf einer Strecke von 50 km kerzengerade bis nach Welzheim. Dabei weißt der tiefste Punkt des Grabens auf der gesamten Strecke eine maximale Abweichung von 90 cm von der Ideallinie auf. Durch die Vorverlegung entstand eine direkte Verbindung von Kempten über Urspring, Lorch, Welzheim nach Miltenberg mit Anschluß an die oben genannte Strecke entlang des nassen Main-Limes und des Wetterau-Limes bis Hungen. 

Römerstraßen am Neckar von Bernhard Schwade: Neben den keltischen Oppida und Fürstensitzen Heuneburg, Heidengraben, Hohenasperg,
		 Neuenbürg, Heuchelberg und Heiligenberg bei Heidelberg, sind die römischen Kastelle in Hüfingen, Rottweil, Rottenburg, Cannstadt, Wimpfen, Ladenburg 
		 und der Odenwaldlimes abgebildet.

Altwege entlang des Neckars (eigene Karte)