Bandkeramische Siedlungen

Bisher hatte ich versucht, darzulegen, dass die Altwege nicht am Limes endeten, sondern über viele Kilometer auch auf nicht römischem Gebiet verliefen. Meine Arbeitshypothe bestand daraus, dass die keltischen Wege bereits seit langem existierten und diese im Bereich des römischen Reiches oft von den Römern überbaut wurden. Auch in der Germania Magna d.h. dem Gebiet, welches nicht durch den Limes begrenzt wurde, überbauten die Römer die Wege, sofern diese für militärische Ziele wichtig waren.  Viele der keltischen Wege, die nicht überbaut wurden, wurden in dem natürlichen Zustand belassen und weiterhin für umfangreiche Handelsbeziehungen genutzt. In karolinischer Zeit und im Mittelalter wurden sowohl die Römerwege - häufig in schlechtem Zustand - als auch die jahrhunderte bewährten Naturwege genutzt.

Bei der Untersuchung der Altwege sowohl auf römischen Boden als auch in der Germania Magna fällt auf, dass die Wege sich immer an ganz besonderen Punkten bündeln bzw. kreuzen. Diese sogenannten Attraktoren lagen insbesondere bei Furten und Gebirgspässen und langen Wasserscheiden. Gebiete in denen mehrfache Attraktoren auftraten sind insbesondere das Rhein-Main-Gebiet, die Wetterau, Limburg, Kassel, Warburger Börde, das Gebiet um Düren-Jülich, Köln-Bonn, Neuss, Hellweg-Börde, Bamberg, Coburg, Nürnberg-Gunzenhausen-Weißenburg, Magdeburg, Leipzig, Dresden, Thüringer Becken um nur einige zu nennen.

Während die Limes nahen Römerstraßen in Deutschland im Zeitrahmen zwischen 16 v. Chr. und 260 n Chr. (Fall des Limes) erstellt wurden, läßt sich auch rund 800 Jahre später eine Häufung der Königspfalzen in genau den gleichen Gebieten finden. Bei der Erstellung der Karte "Pfalzen und Königshöfen in Deutschland" fiel mir auf, dass diese Gebäude genau an diesen Zentren (Wege-Attraktoren) errichtet wurden. Gleiches gilt für die Benediktiner-Klöster und Abteien, die nicht etwa in der Abgescheidenheit entstanden, sondern gleichfalls an diesen Wege-Attaktoren angelegt wurden. Die vorhandene Wegeinfrastruktur d.h. Römerstraßen, Höhenwege und Wasserscheiden und topografisch günstige Wege wurden also über Jahrhunderte hinweg genutzt. Mag der einzelne Streckenverlauf im Laufe der Jahre variiert haben, so ist doch eine erstaunliche Kontinuität des übergeordneten Wegenetzes erkennbar. 

Um so erstaunter war ich nun, dass sich wichtige Fundorte der bandkeramischen Kultur genau in diesen Attraktoren finden lassen.

Doch wie kam es zu dieser Entdeckung ?

Während der Erstellung einer kleinen Etymologie der Ortsnamen bin ich auf folgenden Text aufmerksam geworden:

Zur Etymologie des Ortsnamens Uslar wird vermutet, dass in der jüngeren Steinzeit, die nach den charakteristischen Verzierungen ihrer keramischen Gefäße benannten Bandkeramiker den Uslarer Raum besiedelten. Fluss- und Bachläufe hatten nach heutigem Wissen bei ihnen die Endung „-ar“ oder „-er“, wobei „a“ möglicherweise für Wasser steht.

Mir war bekannt, dass auch in Wetzlar im Ortsteil Dalheim eine bandkeramische Siedlung nachgewiesen wurde. Beide Orte sind aber in Bezug auf das Wegenetz als markante Attraktoren einzustufen.

Weitere wichtige Fundorte befanden sich in:

  1. Arnoldsweiler
  2. Borgentreich-Großeneder
  3. Dresden-Nickern
  4. Eilsleben
  5. Eythra
  6. Herxheim bei Landau/Pfalz
  7. Kückhoven
  8. Langweiler

Alles Orte, die genau in den topologisch bevorzugten Gebieten lagen, die mir bereits bei der Untersuchung der Keltenwege und der Königspfalzen aufgefallen waren.

Um so erstaunlicher ist - und wir reden hier über eine Kultur, die erst vor kurzem die neolithische Revolution durchlaufen hat - dass diese Orte nicht nur aufgrund günstiger Siedlungsbedingungen in Bezug auf Wasser und Nahrungsmittel entstanden, sondern auch aufgrund der natürlichen, günstigen Wegesituation. Während die Jäger und Sammler ein eher nomadisches Leben führten, waren die Menschen der Bandkeramik sesshaft, bis der Boden im Zeitraum von 10-20 Jahren ausgelaugt war und man entsprechend zu dem nächsten Ort mit besseren Lebensbedingungen weiterzog. Es kann kein Zufall sein, daß die bandkeramischen Siedlungen an in späteren Zeiten wichtigen Wegkreuzungen lagen. Waren die Wege, wenn auch in rudimentärer Form bereits zu dieser Zeit vorhanden ? Wenn ja, dann müssen wir sie uns als Trampelpfade auf Höhenrücken, entlang von Wasserscheiden und Flußläufen vorstellen, als Vorläufer der Wege, die in keltischer, römischer, merowingischer und karolinischer Zeit in Benutzung waren.  

Arnoldsweiler

Die bandkeramische Siedlung in Arnoldsweiler lag nördlich von Düren. In römischer Zeit verlief hier die Römerstraße Jülich-Sinzig, später verlief 2km südlich davon die Aachen-Frankfurter Heerstraße. Heute verläuft hier die A4 Frankfurt-Aachen.

Bild "Spätere Wegesituation in Arnoldsweiler"

Vom Rhein in Höhe von Bad Hönningen / Neuwied kommend führte die Route östlich der Rur bis zur Maas (Roermond). Von dort in westliche Richtung Richtung Brügge und Amsterdam bzw. die alte Richtung beibehaltend über Eindhoven und Utrecht nach Amsterdam.

Route Köln - Eschweiler mit Anschluß an die von Münster über Essen - Ratingen - Düsseldorf - Neuss - Jülich - Eschweiler kommende Route nach Paris (Hochstraße Eupen - Limbourg - Verviers Rochefort - Mezieres - Reims - Paris)

Borgentreich-Großeneder

Die Bandkeramische Siedlung lag im Kreis Höxter südwestlich von Beverungen. Sie lag in der Warburger Börde - westlich davon liegen Marsberg und Warburg - auf den Verbindungswegen aus dem Kasseler Becken nach Paderborn

Der Bördeweg war die Verlängerung des Römerweges, der von Prüm über Münstereifel - Merzbach - Meckenheim - Bonn/Königswinter - Römerweg - Madfeld -

Zusammenhang mit Uslar ?

Erd- und Palisadenwerke der Bandkeramischen Kultur

Vom Beginn der Linienbandkeramik (LBK), etwa 5500 v. Chr. bis etwa 5000 v. Chr., wurden durch diese Kulturträger, anders als bei den vorausgehenden danubischen Kulturen 55 Erdwerke (auch Graben- oder Grubenwerke genannt) und 15 Palisadenanlagen erstellt. Von diesen etwa 70 Anlagen befinden sich 62 in Deutschland.

Erdwerke in Deutschland

 

Affstätt - Herrenberg

Nagold - Herrenberg - Böblingen - Vaihingen - Stuttgart - Cannstatt - Fellbach - Winnenden - Schwäbisch Hall

Zusammenhang mit Stuttgart-Mühlhausen und Marbach am Neckar ? auch mit Bietigheim-Bissingen -> Brackenheim-Hausen (linksseitige Neckarroute) und Vaihingen an der Enz ?

Wegekorridore: Main nach Köln; Neckar-Main-Sinntal;