Mittelalterliche Handelswege - Hohe Straßen

Die „Hohen Straßen“ stellen eine historische Gruppierung innerhalb der Höhenwege dar. Aufgrund ihrer Höhenlage waren sie ganzjährig nutzbar, während die parallel dazu verlaufenden Talrouten meist nur Schönwetter-Routen und nach längeren oder starken Regenfällen oft unpassierbar waren.

Während der Begriff „Hohe Straße“ insbesondere im Mittelalter für bedeutende Handelswege geläufig war, läßt sich vielfach eine Nutzung derselben bereits in vorrömischer Zeit nachweisen. Aufgrund der hohen Bedeutung hat sich die Bezeichnung über die Jahrhunderte bis in heutiger Zeit erhalten. So geht auch der Begriff des amerikanischen Highways auf die ehemaligen Hochstraßen zurück. In Deutschland sind verschiedene Wege mit dem Namen „Hohe Straße” bekannt. Einige dieser „Hohen Straßen“ sollen nun exemplarisch vorgestellt werden.

I. Hohe Straße in Frankfurt-Bergen (Reffenstraße/Antsanvia)

Bergen - Marköbel

Die Hohe Straße war ein Teilstück der bedeutenden Handelsroute, die von Paris kommend über Trier, Mainz, Fulda, Erfurt nach Leipzig führte. Dieser seit der jüngeren Eiszeit beschrittene Höhenweg war zu allen Zeiten eine bedeutende Handelsroute.

Hohe Straße nord-östlich von Frankfurt zwischen Bergen und Marköbel (www.stadtjournal-nidderau.de)

Die Hohe Straße verlief durch den Frankfurter Stadtteil Bergen und ist Teil der Handelsstraße, die vom ehem. römischen Legionslager in Mainz über Frankfurt-Bergen und Marköbel, ehem. Römerkastell am Wetteraulimes, in Richtung Fulda zog. Ganz so einsam, wie die Gründungsledende des Fuldaer Klosters (gegründet von Sturmius im Auftrag von Bonifatius) besagt, war Fulda schon damals nicht, denn hier befand sich mit hoher Wahrscheinlichkeit seit einigen Jahren ein merowingischer Königshof und es kreuzte der Ortesweg, der aus Marburg kommend ins bayr. Grabfeld und in direkter Verlängerung nach Hallstadt bei Bamberg führte.

Hohe Straße und Reffenstraße (eckartshausen.net)

Unser ursprünglicher Weg führt weiter von Fulda nach Eisenach, bekannt durch die Wartburg (berühmter mittelalterlicher Sängerstreit und späterer Aufenthaltsort von Martin Luther) und ist auf diesem Teilstück als Antsanvia (antiana via – alte Straße) bekannt.

Die „Hohe Straße“ verlief anfangs über den Höhen zwischen Main und Nidda und im weiteren Verlauf als Reffenstraße auf den Höhen zwischen dem Seemenbach und der Kinzig.

Unterschiedliche Namensgebung überregionaler Handelswege

Nur wenige Altwege ist es vergönnt einen Namen zu besitzen, der im Mittelalter einheitlich auf der gesamten Strecke verwendet wurde. Am ehesten konnte sich ein einheitlicher Name durchsetzten, falls das Ziel eine große Messestadt oder Handelsgegend war z.B. Leipziger Straße, Cölner Hohe Straße, Frankfurter Weg oder Brabanter Straße. Ganz selten enthielten sie den Namen des Start- und des Zielortes z.B. Aachen-Frankfurter-Heerstraße oder Aachen-Bonner-Heerstraße. Häufig besaßen die Handelswege jedoch lokale Namen. So sind Hühnerstraße, Butenweg und Mauspfad Namen ein und desselben Handelsweges, bezeichnen aber unterschiedliche Teilabschnitte.

Dieses Problem der unterschiedlichen Namensgebung tritt besonders häufig im Zusammenhang mit den „Hohen Straßen“ auf, da nicht der gesamte Fernweg, sondern nur ein Teilabschnitt den Begriff „Hohe Straße“ - eben jenes Stück, welches über einen Höhenweg führte - erhielt.

Die zweifache Hohe Straße

Der nördlich der Via Regia (Kinzigtalstraße) verlaufende Handelsweg von Mainz nach Fulda, der sich mit diesem nördlich von Fulda vereinigte und über Eisenach und Leipzig nach Schlesien führte, weist eine Besonderheit auf, da er zweimal das Prädikat „Hohe Straße“ erhielt.

Von Mainz bis Nida ist er unter dem Namen Elisabethenstraße bekannt. Von dort über Bornheim, Bergen und Marköbel als „Hohe Straße“. Im Büdinger Wald als Reffenstraße und ab Fulda als Antsanvia. Im Bereich Thüringen und Sachsen setze sich dann wieder der Begriff „Hohe Straße“ als Abgrenzung zur weiter nördlich führenden „Niederen Straße“ durch.

II. Hohe Straße nach Leipzig (Via Regia Lusatiae Superioris)

Frankfurt - Leipzig - Schlesien

Hohe Straße (Via Regia) von Fulda über Erfurt und Leipzig nach Görlitz

Die „Hohe Straße“, die Via Regia Lusatiae, war eine Handelsstraße, die vom Rhein kommend über Frankfurt, Gelnhausen und das Kinzigtal bzw. über Büdingen und die Reffenstraße nach Fulda führte. Von dort über die Furt bei Vacha nach Eisenach und Erfurt, nördlich an Weimar vorbei durch die Saalepforte bei Naumburg nach Leipzig zog, in Merschwitz über die Elbefurt führte, an Goltzscha vorbei und über Großenhain, Bautzen, Görlitz bis nach Breslau verlief. Von ihr konnte man weiter nach Posen und Lublin, nach Krakau und Lemberg , schließlich nach Kiew und Preßburg gelangen. Von der „Hohen Landstraße“ zweigte unterwegs die sogenannte „Niedere Landstraße“ nach Norden ab und führte über Eilenburg und Torgau nach Cottbus, Sorau und Sagan. Die „Hohe Straße“ ist somit eine Bezeichnug für einen Teilabschnitt der Via Regia, die von Paris über Trier und Mainz weiter über Frankfurt/Main und Leipzig nach Schlesien und Polen führte (Via Regia Lusatiae Superioris).

III. Hohe Straße nach Köln (Cölnische Hohe Heer- und Geleitstraße)

Frankfurt - Limburg - Köln

Die Cölnische Hohe Heer- und Geleitstraße von Frankfurt nach Köln führte durch den Goldenene Grund nach Limburg. Sie wurde bereits im Jahre 812 als Werisdorfer Strasse erwähnt, die zwischen Idstein-Wörsdorf und Walsdorf über die Höhen zog. Parallel zur Höhenroute verlief entlang des Emsbach eine weitere Route (heutige B8) von Frankfurt kommend über Eschborn, Königstein, Glashütten, Bad Camberg, Niederselters, Oberbrechen nach Limburg.

Beide Routen sind vor-römischen Ursprungs und zählen mit der parallel dazu verlaufenden Hühnerstraße bereits in keltischer und römischer Zeit zu den am stärksten frequentierten Straßen in Richtung Kölner Bucht.

Die Besonderheit der Camberger-Route war, dass sie nicht nur beim Limesübergang in Glashütten, sondern auch im weiteren Verlauf d.h. vor (!) dem Limes durch das Kastell in Ober-Brechen und zwei, bei Bauarbeiten an der neuen Autobahnbrücke in Limburg im Jahre 2012, neu entdeckte Kastelle in unmittelbarer Nähe des Lahn-Überganges geschützt und überwacht wurde. Die Werisdorfer Straße hingegen querte bei Heftrich den Limes. Der Übergang wurde durch das Kastell Alteburg-Heftrich überwacht. Von dort gab es Verbindungsrouten zu allen wichtigen Mainübergangen d.h. den Mainfurten in Mainz-Kastel, Flörsheim, Kelsterbach, Höchst, Frankfurt und Bürgel.

Das Lager diente der Überwachung mehrerer Altwege, die sich sich an diesem Limesübergang kreuzten.

  1. Altweg, der von Lorch am Rhein kommend hier den Limes kreuzte und den Limesbogen über den Taunus und die Saalburg abkürzend in direkter Linie über Usingen-Merzhausen, Maibach und Münster nach Butzbach führte (Leipziger Straße).
  2. Alter Mainzer Weg, der die Rheinebene mit dem Limburger Becken verband und sich entlang des Elbbachtals über den Westerwald nach Norden in Richtung Siegen fortsetzte.
  3. Werisdorfer Weg - Lorsbachtal: Vom Odenwald über die Römerstaße Höchst – Groß-Umstadt - Dieburg (röm. Civitas) – Messel – Langen (keltisches Oppdium Koberstadt) kommend führte eine Wegroute über das heutige Gelände des Frankfurter Flughafens bis zum Mainübergang in Kelsterbach. Auf der gegenüberliegenden Main-Seite zog die Route über Kriftel, Hofheim (Oppdidum auf dem Kapellenberg) und durch das Lorsbachtal über Eppstein nach Heftrich und von dort über die Hohe Straße (Werisdorfer Weg) nach Limburg.

Altstraße Dieburg - Messel - Dreicheichenhain (Imhain) - Kelsterbach

Die direkte Wegroute zwischen der Mainfurt in Kelsterbach und der Lahnfurt in Limburg über das Lorsbachtal und die Hohe Straße (Wasserscheide zwischen Wörsbach und Ems) wurde mit großer Wahrscheinlichkeit schon sehr früh genutzt. So lassen sich auf der Kelsterbacher Terasse, einer 12 bis 17 m hohen und acht Kilometer langen Flußterasse am Untermain 40.000 – 50.000 Jahre alte Siedlungsspuren der Neandertaler, aber auch Spuren aus der Jungsteinzeit und Siedlungsspuren von der Bronzezeit bis zur jüngeren Eisenzeit finden lassen. Gleiches gilt für Limburg, wo sich in der Nähe von Limburg erste Spuren von Menschen (Neandertaler um 50.000 v. Chr.) nachweisen lassen.

Kelsterbach um 1600 (Merian, Topographia Hassiae)

Die Route Dieburg - Kelsterbach - Limburg wurde von einer weiteren, wichtigen Route gekreuzte, die von Rheinübergang bei Nierstein (das römische Buconica) kommend über Groß-Gerau (Römerkastell) geradlinig nach Kelsterbach führte und von dort zur Flußmündung der Nidda in den Main zog. Auf der anderen Mainseite lag Höchst (Römersiedlung), von dort führte der Lindenweg geradlining zur Saalburg und dem Limes folgend über Kapsersburg, Langenhain nach Butzbach.

Neben der Cölnischen Hohen Heer- und Geleitstraße, die ab Limburg in nord-westliche Richtung führte, gab es eine nördliche Fortsetzung der Hohen Straße durch das Elbbachtal zum Westerwald über Rennerod und Burbach in Richtung Siegen vorbei an den keltischen Ringwällen Dornburg und Heidenhäuschen und an den uralten Großsteingräbern in Nieder- und Oberzeuzheim (aus dem dritten Jahrtausend vor Christus).

IV. Hohe Straße Wetzlar (Wellerstraße)

Friedberg - Butzbach - Wetzlar - Greifenstein - Köln

Die Hohe Straße zwischen Wetzlar und dem Westerwald ist Teil einer historischen Handelsstraße, die von Antwerpen über Köln und die Reichsstädte Wetzlar und Friedberg nach Frankfurt führte. Auf dem Stück zwischen Butzbach und Frankfurt trägt sie den Namen Weinstraße (Wagenstraße). Die Hohe Straße in Wetzlar ist nur eine von vier Routen, die in der Wetterau besser unter dem Namen Wellerstraße bekannt sind, einem ganzen Bündel von alten Wegen, die von der Wetterau über die Lahn rund um Wetzlar in Richtung Westerwald führten. So führte die Hohe Straße entlang des Ostrandes des Westerwaldes, über den Höhenzug westlich der Dill über Greifenstein nach Wetzlar-Dalheim und überquerte die Lahnfurt in Wetzlar, welche 1359 mit einer steinernen Brücke überbaut wurde. Parallel zum Höhenweg gabe es eine Talroute (Bergstraße) entlang der Dill über Aßlar. Der Abschnitt der Wellerstraße zwischen Butzbach und Wetzlar über Rechtenbach wird urkundlich 1315 und 1349 in den Arnsburger Urkunden genannt.

„Territory of Wetzlar 1760“ von Lubiesque

Obwohl Wetzlar rund 30 km vor dem Limes lag, war schon früh ein römisches Wegenetz rund um Wetzlar vorhanden. Wetzlar, an der Mündung der Dill in die Lahn gelegen, war uraltes Siedlungsgebiet. Siedlungsspuren der Bandkeramiker in Dalheim, die Römerstadt in Waldgirmes, das Römerlager in Dorlar und die Nähe zum keltischen Oppidum am Dünsberg unterstreichen die Bedeutung des Wegenetzes. Später entwickelte sich Wetzlar zu einer bedeutenden Reichsstadt und war Sitz des Reichskammergerichts.

V. Hohe Straße nach Weilburg

Laubuseschbach - Elkershausen - Weilburg

Die Hohe Straße nach Weilburg verlief von der eisernen Hand in Laubuseschbach (einer bedeutenden Wegkreuzung im Taunus) über Elkershausen (südlich von Weilburg gelegen) zur Lahnfurt in Kirschhofen von dort westlich des Bornbachs in Richtung Merenberg Neunkirchen, um sich südlich von Waldmühlen mit der Elbbachroute von Limburg und Hadamar kommend zu vereinigen und gemeinsam über Waldmühlen und Rennerod die Höhen des Westerwaldes überquerend über Burbach nach Siegen zu führen. In süd-östlicher Richtung bestand Anschluß an die Wetterau über Usingen-Wilhelmsdorf und Westerfeld zur Saalburg. Ab Wilhemsdorf führte ein Weg nach Friedberg, der über Usingen und Pfaffenwiesbach zum Ockstädter Kleinkastell führte und von dort als Römerstraße über die Zufahrtstraße zum heutigen Ockstädter Golfclub nach Friedberg führte. Andererseits zweigte von der Weinstraße (Frankfurt-Butzbach) in Höhe von Köppern eine Römerstraße zum Römerkastell Kapersburg ab, die sich dort mit der Römerstraße von Friedberg kommend vereinigte und als Wehrheimer Straße über Wehrheim und Westerfeld Richtung Wilhelmsdorf zog und dem Höhenzug folgend nach Heinzenberg und von dort weiter in Richtung Eiserne Hand in Laubuseschbach führte. Dort teilte sich die Route und verlief als Hohe Straße in Richtung Weilburg (s.o.) bzw. in westlich Richtung ebenfalls unter dem Namen Hohe Straße über den Höhenzug südlich der Lahn nach Limburg. In Ober-Brechen vereinigte sie sich mit der Königsteiner-Camberger Route und wurde gleichfalls von den Römerkastellen in Ober-Brechen und den zwei neu gefunden Kastelle in Limburg gesichert und überwacht. Die Hohe Straße nach Weilburg hingegen wurde an der Lahnfurt überwacht. Weilburg ist ein nach römischem Beispiel errichtetes (fränkisches ?) Kastell. (www.weilburg.de)

VI. Hohe Straße im Spessart (Birkenhainer Straße)

Gelnhausen - Gemünden am Main

Die Hohe Straße im Spessart ist auch unter dem Namen Birkenhainer Straße bekannt. Diese führte von Gelnhausen bzw. Hanau über die nördlichen Höhen des Spessarts nach Gemünden am Main. Funde entlang der Straße deuten darauf hin, daß der Weg schon im 2. Jahrtausend v. Chr. benutzt wurde. In Gemünden bestand Anschluß an die Hohe Straße nach Prag. Darüberhinaus kreuzten sich hier zwei wichtige Routen von Wertheim und Würzburg kommend, die gemeinsam durch das Sinntal bzw. über die Hohe Straße (östlich der Sinn) nach Fulda führten.

VII. Hohe Straße nach Prag

Frankfurt - Gemünden - Eger - Prag

Von Frankfurt über die Birkenhainer Straße nach Gemünden am Main kommend bestand Anschluß an die Hohe Straße nach Prag. Diese führte nördlich von Schweinfurt die östliche Richtung beibehaltend über den Banzer Berg nach Burgkunstadt und weiter über Eger nach Prag.

Straßenkarte von Nordbayern um 800 (wikipedia: Burgkunstadt)

VIII. Hochstraße östlich des Sinntals

Gemünden am Main - Fulda

Die Hochstraße führte über die Höhen östlich des Sinntals von Gemünden am Main nach Zeitlofs. Dort vereinigte sie sich mit der Route, die von Würzburg über Hammelburg nach Zeitlofs kam und führte mit dieser gemeinsam nach Fulda. Sie war Bestandteil einer wichtigen Nord-Süd-Route die von Nord-Italien über die Via Claudia Augusta bzw. über die Via Raetia nach Augsburg kam. Von dort über Donauwörth und Nördlingen (Keltisches Oppidum am Ipf) entweder entlang der Wörnitz über Dinkelsbühl oder östlich davon über die Höhen zwischen Wörnitz und Sulzach (Keltenschanze in Weitlingen), Feuchtwangen und Rothenburg ob der Tauber nach Würzburg. Von dort wie schon beschrieben über Hammelburg oder die Hochstraße zwischen Gemünden und Zeitlofs nach Fulda (dort Anschluß an die Via Regia Richtung Eisenach bzw. über Hersfeld dann in nord-östlicher Richtung über Bebra, Sontra und Eschwege nach Nordhausen und weiter über Quedlinburg nach Magdeburg). Darüber hinaus bestand von Hünfeld (keltische Siedlung Mackenzell) und Hersfeld eine nord-westliche Route nach Fritzlar (Büraberg) weiter über den Johanneskirchenkopf (Höhensiedlung)zur Eresburg bei Marsberg (Michelsberger Kultur, keltische Höhenburg um 400 v. Chr, mutmaßlicher Standort der Irminsul, fränkische Höhenburg) und zog von dort über die Wallburg Gellingshausen nach Paderborn.

IX. Hohe Straße bei Walldürn

Mosbach - Walldürn - Tauberbischofsheim - Würzburg

Die Hohe Straße von Walldürn war ein Wegabschnitt, der zwischen Walldürn und dem Rehberg im Odenwald (bei Buchen) den vorderen Odenwaldlimes kreuzte, der als Teilstück des Obergermanisch-Rätischen Limes von Miltenberg nach Lorch führte. Sie war Teilstück eines Fernweges, der vom Neckar kommend über Walldürn und Tauberbischofsheim nach Würzburg führte.

Von Walldürn führte ein weiterer Handelsweg über Amorbach nach Miltenberg und entlang des Mains über Seligenstadt nach Frankfurt (Geleitstraße Frankfurt –Augsburg). In Amorbach bestand Anschluß an die Nibelungenstraße nach Worms (Michelstadt/Erbach, Lindenfels, Bensheim, Kloster Lorch). Dort Anschluß an die Römerstraße Worms- Metz. In Miltenberg bzw. Großheubach bestand Anschluß an den Eselsweg über den Spessart nach Schlüchtern und Fulda.

Eine weitere Route führte von Walldürn über Hornbach, Hettigenbeuren, Mudau, Waldbrunn zum Kloster Eberbach an den Neckar.

X. Hohe Straße bei Gemünden-Felda

Burg-Gemünden - Nieder-Ohmen

Die hohe Straße in Burg-Gemünden führte westlich der Ohm nach Nieder-Ohmen und weiter über Merlau und den Vogelsberg (Freienseen, Gonterskirchen, Ulfa, Nidda und Ortenberg) vorbei am keltischen Fürstensitz am Glauberg über Büdingen nach Gelnhausen. Dort Anschluß an die Birkenhainer Straße bzw. ab dem Glauberg über die Bonifatiusroute (Kloster Engelthal bei Altenstadt, Karben, Bad Vilbel, Kriftel) nach Mainz. Nach Norden hin bestand ab Burg-Gemünden Anschluß nach Marburg und zur Amöneburg (Lange Hesse) bzw. in östliche Richtung über Alsfeld nach Hersfeld. Dort in nordlich-östliche Richtung über Bebra (Pfalz Breitenfurt), Sontra (Boyneburg), Eschwege und Geismar nach Nordhausen, Quedlinburg, Magdeburg bzw. ab Hersfeld über die Werra-Furt in Berka nach Eisenach (Anschluß an die Via Regia in Richtung Leipzig und Schlesien).

XI. Hohe Straße Dieburg - Stockstadt

Dieburg - Stockstadt

Die Hohe Straße, eine alte römische Militärstraße von Dieburg, Hauptort der Civitas Auderiensium, führte in west-östlicher Richtung zum einen zum Kastell und Römerhafen in Stockstadt und vorher teilend zum Kastell Obernburg über Radheim (Breuberger Römerstraße). Vom Mainhafen in Stockstadt konnten über die Gersprenz Handelsgüter nach Dieburg verschifft werden.

Hohe Straße (Römerstraße) von Dieburg nach Stockstadt

Von Dieburg kommend führte die Römerstraße vorbei am Römerhof zwischen Altheim und Richen um dann kerzengerade zwischen Langstadt und Schlierbach nach Stockstadt zu führen.

XII. Hohe Straße im Odenwald

Heidelberg - Michelstadt - Amorbach

Quer durch den Odenwald zog die "Hohe Straße", eine uralte Nord-Süd-Verbindung, die von Michelstadt über die Tromm, Heiligkreuzsteinach-Hilsenhain (villa rustica), und Wilhelmsfeld nach Heidelberg (kelt. Oppidum und röm. Tempel auf dem Heiligenberg) führte. Entsprechende Funde am Wegesrand dieses prähistorischen Höhenweges sind im Odenwaldmuseum in Michelstadt ausgestellt. Am Kastell Heidelberg-Neuenheim befand sich eine Römerbrücke über den Neckar, die später durch weitere Bauten ersetzt wurde, bevor die steinerne Neckar-Brücke etwas weiter östlich in Heidelberg selbst errichtet wurde. Von der Römerbrücke führte eine Römerstraße als südliche Verlängerung der Odenwälder Bergstraße über Bruchsal, Durlach und Ettlingen nach Baden-Baden (röm. Badeanlagen) und weiter am Fuße des Schwarzwaldes bis zur bedeutenden Römerstadt Augst am Rheinknick bei Basel.

Von Wilhelmsfeld bestand ein Abzweig über die Talstraße zur ehem. Römersiedlung in Ladenburg. Über die dortige Neckarbrücke ging es weiter zum Rheinübergang nach Altrip, welcher durch ein spätantikes Römerkastell gesichert wurde. Etwas weiter westlich verlief sowohl die bedeutende Römerstraße von Straßburg über Speyer und Worms nach Mainz als auch die Römerstraße von Speyer nach Metz.

Von Michelstadt wurde in östliche Richtung entlang des Marbachtals die Höhe zum älteren Odenwaldlimes (Bad Wimpfen – Wörth) erklommen, der auf dem Höhenzug östlich von Michelstadt in Nord-Süd-Richtung verlief. Etwas weiter nördlich in Breitenbrunn teilte sich die Route wieder. Eine Römerstraße verlief über Höchst und Groß-Umstadt nach Dieburg (und von dort weiter über Messel und Langen zum Mainübergang in Kelsterbach. Parallel hierzu verlief die Route Eppertshausen, Urberach, Offenthal, Dreieichenhain, Sprendlingen, Buchschlag, Zeppelinheim nach Kelsterbach). Eine weitere Römerstraße verlief von Breitenbrunn über Breuberg und Schlierbach nach Babenhausen und von dort eine große Kurve beschreibend über Rollwald und Heusenstamm entlang der heutigen Grenzstraße in Offenbach zur Mainfurt nach Bürgel. Auf der anderen Mainseite verlief die Römerstraße von Fechenheim über Bergen nach Friedberg und Butzbach. Letztendlich änderte auch der Limes in Breitenbrunn seine Richtung und verließ die Höhe um in Wörth Anschluß an den Mainlimes zu erlangen, der von den Kastellen in Obernburg, Niedernberg, Stockstadt, Seligenstadt und Groß-Grotzenburg gesichert wurde. Auf der anderen Mainseite bestand über das Heimbuchental Anschluß an den Eselsweg, der von Großheubach nach Bad Orb (keltische Salzsiedeanlage, welche durch das keltische Oppidum Alteburg in Biebergemünd bewacht wurde. Die Kinzig überschreitend über Wächtersbach - Birstein – Grebenhain – Herbstein – Lauterbach nach Hersfeld) bzw. über Schlüchtern nach Fulda führte.

Eine weitere Hohe Straße führte über den östlichsten Höhenrücken des Odenwaldes von Schlierbach (Schaafheim) kommend an der römischen Siedlung Wamboltsches Schlösschen vorbei, über die Burg Breuberg nach Breitenbrunn und hatte dort Anschluß an den älteren Odenwaldlimes nach Bad Wimpfen.

XIII. Hohe Straßen im Schwarzwald (Alte Weinstraße)

Gernsbach - Seewald-Besenfeld - Freundenstadt - Schramberg

Die Hohe Straße, besser bekannt unter Alter Weinstraße, war ein Vorläufer der heutigen Schwarzwaldhochstraße, ein Begriff der erstmals 1930 für die spätere Bundesstraße 500 verwendet wurde, sollte aber nicht mit dieser verwechselt werden, da die Alte Weinstraße auf einem östlich von der Schwarzwaldhochstraße gelegenen Höhenzug von Schramberg kommend über Freundenstadt und Seewald-Besenfeld (heutige B294), über den Hohloh nach Gernsbach (östlich von Baden-Baden gelegen) führte. Es wird spekuliert, dass die Alte Weinstraße bereits römischen Ursprungs ist. In diesem Fall wäre ein Abzweig nach Baden-Baden (römische Civitas & Badeort) denkbar. Denn von dort bestand ein Rheinübergang zur alten Römersiedlung in Seltz, weiter über Wissembourg (Römersiedlung, Königshof und frühmittelalterliches Kloster) und Saarbrücken (Keltensiedlung und römisches Kastell am Halberg) die alte Römerstraße nach Arlon (westlich von Luxemburg) nutzend, weiter über Namur und Brüssel zu den den flandrischen Häfen in Antwerpen, Gent, und Brügge (keltische Siedlung und Römerkastell), wo über den Ärmelkanal nach England übergesetzt werden konnte. Alternativ von Seltz nach Bergzabern, der heutigen B48 folgend vorbei an Klingenmünster (frühmittelalterliches Kloster) und Annweiler am Trifels (Reichsburg und Aufbewahrungsort der Reichsinsignien des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nationen) über Kaiserslautern (Kaiserpfalz) und Idar-Oberstein bei Bernkastel-Kues die Mosel überquerend weiter über Wittlich, Kyllburg und Prüm (frühmittelalterliches Kloster) nach Aachen (Kaiserpfalz Karl des Großen). Von dort über Roermond (Römersiedlung) und Helmond zur Römersiedlung in Rossum und über Utrecht (römischer Kanal zum Ijselmeer) nach Amsterdam. Alternativ hierzu gab es im Mittelalter die Route Aachen, Heerlen, Eindhoven, s’Hertogenbosch, Utrecht, Amsterdam.

Von der Alten Weinstraße zweigte in Freundenstadt eine Route ab, die nördlich des Bodensees über Ravensburg und Lindau nach Bregenz führte. Sie führte über die Römerstraße nach Sulz am Neckar (Römerkastell). Der Römerstraße folgend über Balingen, vorbei am Römerkastell in Lautlingen bis zur Donau, nach Sigmaringen und weiter zum Römerkastell in Mengen/Ennetach. Ein kurzes Stück der Doanusüdstraße folgend über Herbertingen (Keltische Oppidum Heuneburg) nach Ravensburg, Lindau und Bregenz.

Am südlichen Ende der Hohen Straße in Schramberg bestand Anschluß an die röm. Kinzigtalstraße nach Rottweil (bedeutende Römerstadt). Von dort ging es weiter über die Römerstraße Rottweil –Tuttlingen und mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter in Richtung Bodensee zur Römersiedlung in Orsingen. Östlich der Römersiedlung entstand später die Königspfalz Bodman, die auch Namengeber für den Bodensee („See, der bei der Pfalz Bodman liegt“) wurde. Von dort über Konstanz (Konzil von Konstanz) über die Römerstraße am südlichen Bodensee-Ufer nach St. Gallen. Der Jakobsweg durch Vorarlberg führt vorbei am Schweizer Appenzell zur Rankweils Basilika. Dort über den Splügen nach Norditalien bzw. über den österreichen Jakobsweg, der von West nach Ost zum Arlberg führt.

Die Alte Weinstrasse

Im Reichenbacher Schenkungsbuch wird die Alte Weinstraße 1227 erstmals urkundlich erwähnt als "via communis quae ducit per silvam", die allgemeine durch den Wald führende Straße. Dieser Fahrweg stellte jahrhundertelang die Verbindung des oberen Murggebiets mit der Oberrhein-Ebene dar. Die Straße verlässt in Gernsbach das Murgtal und führt den Westhang hinauf zum höchsten Punkt beim Breitloh (983 m). Dann führt sie auf dem Bergrücken entlang etwa der Wasserscheide Murg und Enz folgend, vorbei am Schramberg sanft abwärts nach Seewald-Besenfeld und weiter nach Freudenstadt. Die alten Zugänge hatten oft besondere Namen: vom Enztal herauf führte der Brotweg, von Altensteig der Vieh- und Ochsenpfad, von Fünfbronn und Simmersfeld her der Pfohlweg (Pfahlweg, von den Pfählen und Stangen). Das Murgtal hinunter führten die Klosterreichen-bacher Steige und der Fischersteig. Der Warentransport erfolgte mit Karren und Saumtieren wie Pferde, Esel und Ochsen. Besenfeld war wichtig als Straßenknoten. Hier traf sich die Weinstraße mit einem von Pforzheim kommenden Fahrweg ("Erzweg") und von hier führte eine Straße weiter nach Nagold. Schließlich zog ein Fahrweg von Besenfeld auf der Höhe nach Süden über Igelsberg in Richtung Wittlensweiler zur Kniebisstraße. Von Calw führte ein alter Weg über Altburg, Hofstett nach Urnagold und Besenfeld. Mit dem Bau der Talstraßen im Murgtal und Enztal (1831) endete die Bedeutung der "Alten Weinstraße" als mittelalterlicher Handelsweg zwischen Baden und Württemberg. (Zapf, 4/2007) (www.schwarzwald-tourismus.de)

XIV. Herborner Hohe Straße

Herborn - Angelburg - Marburg

An der Angelburg befand sich vom frühen bis zum hohen Mittelalter ein bedeutender Kreuzungspunkt alter Fern-Handelsstraßen, die auf den längeren Wasserscheiden verliefen, zum Beispiel die Herborner-Straße, auch „Hohe Straße“ genannt, die auf der Gemarkung der heutigen Gemeinde Siegbach auf die Brabanter Straße traf. Diese wiederum war eine der wichtigsten Altstraße im Heiligen Römischen Reich und verband Köln mit Leipzig. Da sie von Köln aus weiter nach Brabant (Belgien) zog, wurde sie Brabanter Straße genannt. Die „Herborner Hohe Straße“ führt über eine bereits von den Kelten erschlossene alte Handelsstraße. Sie findet ihre Verlängerung in westliche Richtung über den Westerwaldsteig.

In der Nähe der Angelburg wurde eine vorgeschichtliche Siedlung nachgewiesen. Dort fand man auch der Hirzenhainer Keltenstein, der heute in Darmstadt im Museum steht und jüngst zusammen mit dem berühmten Keltenstein vom Glauberg in einer Ausstellung gezeigt wurde. Unweit davon befinden sich die Wilhelmsteine, ursprünglich „Buschsteine“ genannt. Diese Gruppe von Eisenkiesel-Härtlingen, deren einzelne Exemplare bis zu 15 m hoch aufragen, sind ein bekanntes Naturdenkmal. Man geht davon aus, dass sie ein bedeutendes vorchristliches Heiligtum waren.

An der Angelburg mündete auch der heute nahezu unbekannte, von Gießen aus am Dünsberg vorbeiführende, über die Zollbuche, Günterod und westlich an Hartenrod und Schlierbach verlaufende Westfalenweg in dieses System ein. Seine Trasse verlief weitgehend siedlungsfern auf der Lahn/Dill- bzw. Aar-Salzböde-Wasserscheide. Über seine nördliche Fortsetzung konnte man über Paderborn bis nach Bremen gelangen. Von diesen alten Wegen zweigten unterwegs regionale Wege ab, deren Trassen man heute noch in Feld- und Waldwegen auf den kürzeren Wasserscheiden verfolgen kann.

XV. Hohe Straße zwischen Jagst und Kocher

Bad Wimpfen - Heimhausen

Die Hohe Straße zwischen Jagst und Kocher

Hohe Straße zwischen Kocher und Jagst, wahrscheinlich schon zu frühkeltischer Zeit bestehende Fernverbindung zwischen Bad Wimpfen und Nürnberg ...

In seiner Nähe befinden sich zahlreiche Grabhügel aus der Hallstattzeit, also aus der Zeit von etwa 800 bis 500 v. Chr.

XVI. Hohe Straße von Rothenburg ob der Tauber nach Nürnberg

Rothenburg ob der Tauber - Nürnberg

Auf der ehem. "Hohen Straße" gelangt die Reisenden von Rothenburg ob der Tauber über die Weiler Herrentierbach, Simmetshausen, Geroldshausen ins Jagsttal zu der alten Jagstbrücke in Heimhausen.

Die Hohe Straße war Teil der Fernverbindung von Speyer nach Nürnberg. Nach Westen wurde sie weitergeführt in Richtung Pariser Becken, nach Osten führte die Goldene Straße weiter nach Prag.

Drei Fernstraßen verließen bereits im Mittelalter die Nürnberger Altstadt durch das Spittlertor, führten über den Plärrer durch Gostenhof und verzweigten sich am Rochusfriedhof. Zwei der Straßen verliefen in Richtung Süden über Schweinau nach Ansbach bzw. Schwabach, die Rothenburger Straße in Richtung Westen nach Rothenburg ob der Tauber.