Ausschnitt aus der Karte von M. Müller "Agri Decumantes" mit eigenen Ergänzungen (gestrichetet Linien)
„Der Bereich des heutigen Ortes Wimpfen im Tal war in römischer Zeit durchaus von einer gewissen strategischen Bedeutung. Dort wo die Jagst in den Neckar mündet kreuzten sich damals zwei Fernstraßen. Die eine führte vom Rhein kommend weiter ostwärts nach Germanien hinein, die zweite verlief in annähernder Nord-/Südrichtung parallel des Neckars.“
Mit dieser Einschätzung gibt Wikipedia einen ersten aber wie wir sehen werden nur unzureichenden Eindruck.
Bad Wimpfen
Das Kastell Wimpfen im Tal ist ein ehemaliges römisches Militärlager, dessen Besatzung für Sicherungs- und Überwachungsaufgaben an der Neckarlinie des Neckar-Odenwald-Limes zuständig war. Seine baulichen Überreste wurden in Wimpfen im Tal, einem Stadtteil der Kurstadt Bad Wimpfen im baden-württembergischen Landkreis Heilbronn entdeckt. Die von etwa von 90 n. Chr. bis spätestens 159 n. Chr. belegte Garnison besaß ein Lagerdorf (Vicus), das bis zum Limesfall um 259/260 n. Chr. bestand.
Die Obergermanische Limes wurde durch ein System von Kastellen gesichert, davon eines gegenüber der Jagstmündung, wo die alte Völkerstraße den Neckar erreichte. Und die erste verlässliche Wimpfener Geschichtszahl stammt aus dieser Zeit - nicht aus einer Inschrift oder gar einer Urkunde, sondern vielmehr von einem Eichenbalken, der 1957 bei Baggerarbeiten aus dem Neckar geborgen worden war und sich bei näherer Betrachtung als Teil einer alten Brücke erwies. Zum ersten Mal konnte nun mit Sicherheit eine römische Brücke über den Neckar nachgewiesen werden, denn die dendro-chronologische Untersuchung ergab etwa das Jahr 85 n. Chr.
wikipedia
Zwischen dem Tal der Jagst und der Kocher verlief auf einer Länge von 50 km eine uralte Völkerstraße bis nach Heimhausen. Wie die Funde entlang dieser Völkerstraße zeigen, war diese bereits Jahrhunderte vor den Römern in Benutzung.
Abbildung Dr. Emil Kost www.michels.de
Von Gallien kommend verlief die Völkerstraße über Wiesloch und Sinsheim und verband Speyer mit den keltischen Siedlungsgebieten um Nürnberg (Oppida Houbirg, Finsterlohr und Ehrenbürg). Zwischen Wiesloch und Wimpfen verlief sie gemeinsam mit dem Rhein-Donau-Überlandweg , der die keltische Oppida Manching und Alkmoennis (Kehlheim) mit den keltischen Siedlungen und Oppida auf dem Heiligenberg (Heidelberg), Ladenburg, Worms und Donnersberg verband.
Abbildung Dr. Emil Kost www.michels.de mit Ergänzungen von B.Schwade
Vom Überlandweg gab es einen wichtigen Abzweig zu den Salzgewinnungs-anlagen in Schwäbisch Hall. Die ältesten Siedlungsspuren in Hall stammen aus der Jungsteinzeit (ab 5000 v. Chr.); archäologisch nachgewiesen werden konnte auch eine keltische Saline (500 – 0 v. Chr).
Karte von Verrenberg
In Höhe von Möckenmühl an der Jagst zweigte von der alten Völkerstraße ein wichtiger Weg in nordöstlicher Richtung ab. Er verlief über Tauberbischofsheim, Würzburg, Schweinfurt und die Hohe Straße nach Prag.
Von diesem zweigte einige Kilometer nach Osterburken eine Strecke in nördlicher Richtung ab, die entlang des Mains und des Sinntals über Wertheim, Langenprozelten nach Fulda führte. Entlang der Sinn gab es zwei Wege, je nach Witterung entweder im Tal bzw. über die Höhen östlich der Sinn. Dieser Weg wurde in Langenprozelten von der Route Mainz – Prag (Birkenhainer und Hohe Straße) gekreuzt.
Main-Sinntal Route nach Fulda und Würzburger Straße
Alternativ zu der Main-Sinntal-Route gab es eine etwas westlicher verlaufende Route von Bad Wimpfen nach Fulda. Diese verlief entlang des hinteren Odenwaldlimes bis Schlossau. Von dort im Tal der Mud die Höhe verlassend und zum Main hinabsteigend bis Großheubach, wo dieser überquert wurde. Danach ging es auf dem Eselspfad über die Höhen des Spessarts bis nach Schlüchtern und über den Distelrasen nach Fulda.
Hinterer Odenwaldlimes und Eselsweg
Eselsweg von Miltenberg nach Schlüchtern
Damit lag Wimpfen nicht nur an einem wichtigen Neckarübergang, sondern war zentraler Kreuzungspunkt von vier überregional wichtigen frühgeschichtlichen Handelsrouten:
Wimpfener Handelsrouten