Altwege nördlich des Taunus-Limes

Die römischen Straßen endeten nicht am Limes, sondern lassen sich auf germanischer Seite häufig über hunderte von Kilometern weiter verfolgen. Teilweise von den Römern befestigt, wie nördlich von Hungen und rund um Wetzlar,  teilweise wie schon zur Zeiten der Kelten als Naturwege, führten diese fernen Handelszielen entgegen. Ein schönes Beispiel hierfür stellen die Wege nördlich des Taunus-Limes dar. 

Darunter befinden sich so bekannte, vorgeschichtliche Wege wie Hühnerstraße, Mauspfad, Hessenstraße, Wellerweg, Weinstraße und Lindenweg

Altstraßen nördlich des Taunus-Limes: 
		Hühnerstraße, Mauspfad, Hessenstraße, Wellerweg, Weinstraße, Lindenweg, Kemeler Straße, 
		Mainzer Straße, Hünerstraße, Limburger Straße, Hassia-Thuringia.

Die Altwege nördlich des Taunus-Limes (Quelle: Verein deutsche Limes Straße mit eigenen Ergänzungen)

Kemeler Straße

Von Wiesbaden aus führte eine vor-römische Höhenstraße nach Koblenz.

"Auf einer der höchsten Erhebungen des westlichen Taunus, an einer Kreuzung alter Handelswege, der Hohen Straße (Kemeler Straße) und der Verbindung Lorch - Kemel - Laufenselden (-Limburg), bestand die seit 812 in einer Grenzbeschreibung der Bleidenstädter Vogtei urkundlich erzeichnete Siedlung wahrscheinlich schon längere Zeit. Die frühe Form des Ortsnamens "Kahemel" soll auf einen keltischen Ursprung deuten. Die wichtige Straßenkreuzung wurde bereits von den Römern seit dem 1. Jh. durch Erdkastelle und schließlich ein Steinkastell gesichert. Reste einer "porta praetoria" sollen noch hinter dem Chor der Kirche zu erkennen sein.  Ein Flurnamen "Pohl" erinnert an den Pfahlgraben, Reste von Wachttürmen wurden festgestellt. Ein befestigter fränkischer Königshof soll neben der heutigen Kirche gestanden haben."   http://www.bjoern-dapper.de/Kemel.htm

Zwischen dem Kastell Kemel und dem Kastell Becheln verlief der Weg entlang des Limes. Von der Höhe bei Becheln ging es zu den Talniederungen des Rheins (Braubach). In Becheln verlässt der Limes die Kemeler Straße und macht eine Richtungsänderung von fast 90° in Richtung Nord-Ost. Grund hierfür ist der kreuzende Höhenweg von Boppard nach Montabaur, dessen Verlauf der Limes ca. 10 km folgte und zwischenzeitlich die Lahn in der Nähe von Bad Ems überquerte, bevor er vor Welschneudorf wieder eine Richtungsänderung in die ursprünglich Richtung nach Nord-Westen vollzog. 

Verlauf: Wiesbaden - Hohe Wurzel - Schwalbach - Kastell Kemel - Kastell Holzhausen - Kastell Pohl - Kastell Hunzel - Kastell Becheln - Koblenz

Limes zwischen Kemel und Saalburg

Es wird immer wieder dargestellt, dass der Streckenverlauf des Limes im Taunus, der Tatkraft der römischen Legionen zu verdanken sei, die Schneisen in die germanischen Wälder geschlagen hätten. Ohne die hervorragenden Leistungen der Römer zu schmälern, muß an der Stelle erwähnt werden, dass der Streckenverlauf bereits über 700 Jahre Bestand hatte.

Limes zwischen Kemel und Saalburg

Altwege im Taunus (eigenen Karte)

Er ist Bestandteil eines übergeordneten fast geradelinigen Fernweges von Paris, über Reims, Luxemburg, Trier über den Hunsrück-Höhenweg (die spätere Via Ausonia) bis Rheinbölln, von dort über den Rhein nach Lorch und die oben genannte Strecke nach Kemel. In Kemel beginnt der Taunus-Höhenweg (spätere Limes zwischen Kemel und Saalburg). Von dort führte der Handelsweg südlich von Friedberg/Nauheim vorbei zum Glauberg. Über den Vogelsberg ging er über Thüringen bis an die sächsische Elbe.

Entlang des Weges lagen wichtige bronzezeitliche und keltische Siedlungen u.a. Lutetia, Oppidum Titelberg (Luxemburg), die Hauptstadt der Treverer (das spätere Trier), Belginum (kontinuierliche Grabunsstätten über 800 Jahre von der Hunsrück-Eifel-Kulter über die Latene-Zeit bis zum 4 Jhd. nach Chr.), das Oppidum Altkönig, das Oppidum Heidetränk, Ringwallanlage Bleibeskopf, Ringwall Gickelsburg, Ringwall Johannesberg und keltische Siedeanlagen zur Salzgewinnung in Nauheim, der keltische Fürstensitz am Glauberg, Maberzell (keltische Wallanlage Schiebberg), Hünfeld-Mackenzell (ältere Hallstattzeit), Stallberg bei Kirchhasel, Kleinberg bei Rasdorf, Wallanlage auf dem Öchsen südlich von Vacha, Eisenacher Burg (eisenzeitliche Funde), Mittelberg (Himmelsscheibe von Nebra ca. 2000 v. Chr), eisenzeitliche Siedlung in Wennungen bei Halle und die Salzsiederei in Halle.

Alternativ zur Via Ausonia ist die Hunsrück-Route über Trier - Hilscheid (keltische Ringwallanlage Röderberg) - Allenbach (keltische Wallanlage auf dem Ringskopf) - Kempfeld (Wallanlage Wildenburg) - Oppidum Bundenbach - Gemünden (Alteburg) nach Rheinbölln möglich.

Anmerkungen zu den Ringwällen in Taunus: Fast alle Ringwälle und keltische Oppida wie z.B. Altkönig und Heidetränk befinden sich etwas südlich des Taunus-Höhenkamms. Die Topologie ermöglicht jedoch keinen durchgehenden Höhenweg direkt auf dem Kamm bzw. südlich davon. Mit Ihrer Lage war jedoch jederzeit die Kontrolle über den  ca. 2 km nördlicheren Handelsweg gegeben.

Hühnerstraße / Mainzer Straße / Mauspfad

Die Hühnerstraße bzw. Mainzerstraße führte von Mainz über Wiesbaden nach Limburg. Der Abschnitt von Taunusstein-Neuhof bis Limburg ist seit alters her unter dem Namen Hühnerstraße bekannt. Sie darf jedoch nicht verwechselt werden mit der weiter östlich von Oberursel bis Weilmünster durch den Taunus führende Hünerstraße. Der Namensursprung beider Straßen geht vermutlich auf das keltische Wort „hön“ zurück, was soviel bedeutet wie „hoch“. Entlang der Hühnerstraße finden sich Hügelgräber, größtenteils aus der Hallstattzeit (500–400 v. Chr.).

Der Mauspfad verband Limburg, Altenkirchen, Siegburg, Köln-Dünnwald, Opladen, Langenfeld, Hilden mit Duisburg, wo er den Hellweg erreichte. Südlich von Limburg ist der Weg unter dem Namen Hühnerstraße oder auch Mainzer Straße bekannt, nördlich von Hilden trägt er den Namen Butenweg. Nur für das Stück zwischen Hilden und der Sieg hat sich der Name Mauspfad eingebürgert. Ein Charakteristikum dieses Weges ist, dass er durch keltische Siedlungs- und Grabfunde begleitet wird. Deren Datierung in die Hallstattzeit und La-Tène-Zeit gestattet es, ein vergleichbares Alter für den Mauspfad anzunehmen. Da der Mauspfad keine Funde aus der Steinzeit aufweist, ausgenommen am Rosendahlsberg in Langenfeld, darf seine Existenz erst seit der Eisenzeit als gesichert gelten.   wikipedia.de

Hünerstraße

Die Hünerstraße verlief vom Altkönig bis Weilmünster durch den Taunus. Sie verband einst die keltischen Zentren des Taunus (Heidetränk-Oppidum, Altkönig, Burg) mit dem keltischen Siedlungsgebiet bei Siegen / Nepthen. Von Siegen bestand Anschluß an frühgeschichtliche Fernwege in Richtung Köln bzw. Dortmund und Paderborn.

Frühgeschichtliche Wege und Burgen im Sauerland

Frühgeschichtliche Wege und Burgen im südlichen Sauerland (Urheber der Karte: Wolfgang Poguntke, Lennestadt)

Verlauf: Die Hünerstraße zog von Stockstadt am Main über die Mainfurt bei Bürgel und den Hauptort der Civitas Taunensium (Nida / Heddernheim) am Hünerberg vorbei zwischen Altkönig und Heidetränk-Oppidum nordwärts über den Taunuspass Rotes Kreuz und auf der Höhe bleibende über den Weilsberg, den Hühnerberg und den Heckenberg in Richtung Mauloff, Haintchen, überquerte den Laubusbach und führte westlich an Elkerhausen vorbei über die Hohe Straße nach Weilburg. Entlang der Hünerstraße finden sich noch Reste zahlreicher Hügelgräber und keltische Flurnamen.


Wetzlarer Straße

Bild Altweg nach Wetzlar

Verlauf: Saalburg - Usingen - Michelbach - Höhe westlich von Hasselborn - Kröffelbach - Oberquembach - Schwalbach - Wasserscheide zwischen Wetz- und Solmsbach - Laufdorf - westlich auf der Höhe von Nauborn - Laufdorfer Weg unterhalb der Burgruine Karlsmunt - Wetzlar

Butzbach - Limburg - Boppard

Ein ostwärts verlaufender Seitenarm der Wellerstraße führt von Grävenwiesbach zum Donnerskopf (Bodenroder Höhe) mit Anschluß zur Höhenstraße nach Butzbach. Somit bestand von Butzbach über Grävenwiesbach eine Verbindung nach Limburg und mit der Verbindung Limburg - Boppard und dem Hunsrückhöhenweg eine direkte Verbindung nach Trier und über Reims nach Paris. Die Handelsstraße westlich von Butzbach ist daher im Mittelalter folgerichtig als "Pariser Straße" überliefert.

Verlauf: Kastell Butzbach - Bodenrod - Grävenwiesbach - Villmar - Runkel - Limburg - Diez - Kastell Marienfels - Römerstadt Boppard


Limburger Weg

Vom Heidetränk Oppidum (Oberursel) über den Sandblacken (Römerkastell Altes Jagdhaus) führte der Weg auf der Höhe zwischen dem Weiltal und dem Anspacher Becken nach Merzhausen und Usingen-Wilhemsdorf. Die Weil wurde nördlich von Winden überquert. Auf den Höhen erreichte man das Lahntal bei Villmar, von dort ging es über Runkel nach Limburg. 

Verlauf: Oberursel - Heidetränk - Sandblacken -  Anspacherberg -  Höhe zwischen Weiltal und Anspacher Becken - Merzhausen -Wolfsgarten -  Wilhemsdorf - Winden - Villmar - Limburg

Wellerstraße

Wellerstraße nach Leun

Dieser Zweig verlief von Usingen auf der Höhe westlich von Eschbach und Michelbach und östlich von Grävenwiesbach als Höhenweg in nord-östlicher Richtung. Westlich von Hasselborn durch den Dietenhausener Wald, über den Dreispitzberg und Heidenkopf entlang von rund 90 Hügelgräbern aus keltischer Zeit. Auf der Höhe östlich von Möttau kreuzte sie die Hessenstraße.  Weiter ging es westlich von Altenkirchen, zwischen Phillipstein und Bonbaden nach Braunfels und von dort über die Alte Leuner Straße zur Lahnfurt in Leun.  Auf der anderen Lahnseite führt der Weg weiter zur Leuner Burg, von dort über die Hohe Straße nach Greifenstein und über Haiger, Herborn und Rennerod nach Siegen.

Verlauf: Saalburg - Usingen - Möttau - Braunfels - Leun

Wellerstraße nach Weilburg

 Westlich von Hasselborn zweigte von der oben genannten Wellerstraße ein Zweig in Richtung Weilburg ab. Er verlief als Höhenweg auf der Wasserscheide  zwischen Weil und Isenbach (heutige B456).

Verlauf: Frankfurt - Saalburg - Usingen - Weilburg  (über die Weilburger Straße, die heutige B456)

Wellerweg

Dieffenbach sagt in seiner Urgeschichte, "man bemerkt die Reste einer alten Weinstrasse, der Wellerweg genannt, zwischen Issel und dem Hausberge bei Butzbach. Sie soll nach dem Westerwalde hinziehen."

Lindenweg

Der Lindenweg ist eine historische, vorrömische Altstraße, die von Höchst über den Saalburgpass nach Gießen führte.

Von der Mainfurt in Höchst führte der Lindenweg gegen Norden. In Höhe der römischen Elisabethenstraße teilte sich der Weg in die hessische Weinstraße, die in nordöstlicher Richtung über die Wetterau führte und den Lindenweg der zum Saalburgpass führte. Während die Weinstraße möglichst die Höhen vermied und auf halber Höhe einen großen Bogen unterhalb der Taunus-Höhen über Homburg und Roßbach  vollzog, führte der Lindenweg größtenteils als Höhenweg über den Taunus. Entlang der Wegstrecke entstand der spätere Limes mit den Kastellen Saalburg, Kapersburg, Langenhain und Hausen. In Pohl-Göns vereinigten sich die beiden Wege und führten gemeinsam nach Gießen. Interessanter Weise führte der Weg über Großen-Linden und Kleinlinden. Auch die Lindenbergstraße in Hoch-Weisel liegt auf der Wegstrecke.

Bereits bei Koffler findet sich folgende Passage:

"Der bei dem Windhof südöstlich von Pohlgöns abzweigende Weg führt als „alte Strasse" an dem letztgenannten Orte vorüber nach Kircbgöns und über Langgöns und Grossenlinden nach Giessen. 1340 wird er „lindirweg" genannt."

Weinstraße

Die Weinstraße zog vom Abzweig der Elisabethenstraße bei Höchst nach der Wetterau. Dort führte sie zu den für die Kelten wichtigen Salzsoden Bad Nauheims (in Nieder-Mörlen wurden schon früh Bandkeramiker nachgewiesen) und weiter nach Butzbach, wo sich auf dem Hausberg eine weitere keltische Siedlung befand. Nordwestlich von Gießen gab es noch ein weiteres Oppidum der Kelten auf dem Dünsberg.

Hessenstraße

Die Hessenstraße ist eine Altstraße, die die hessischen Gebiete am Mittelrhein mit Kassel verband. Große Teile dieser Altstraße durch den Taunus, insbesondere zwischen St. Goar und der Wegkreuzung "eiserne Hand", sind jedoch keltischen Ursprungs, worauf die vielen Hügelgräber schließen lassen. Einige Strecken wurden in römischer Zeit als Pflasterstraße befestigt. Die Hessenstraße führte von St. Goar am Rhein über Kirburg, Langenbach, Weilmünster, Möttau, das Giessener Becken, Amöneburg bis nach Kassel.

 

Für nähere Informationen zu den einzelnen Wegen kann ich die Webseite http://www.altstrassen-in-hessen.de empfehlen.