Römerstraßen in Italien

Ausgehend von der römischen Hauptstadt entstand ab dem 3. Jahrhundert vor Christus ein Straßennetz, das sich über die Italienische Halbinsel und später über das gesamte römische Reich erstreckte. Überwacht wurden sie von den Benefiziariern, einer aus pensionierten Legionären gebildeten Verkehrspolizei, die für den Erhalt der Straßen und für die Sicherheit ihrer Benutzer zu sorgen hatte. Im Laufe der Jahre bildete sich entlang der Straßen eine lebhafte Infrastruktur. Es entstanden Gasthäuser und Pferdewechselstationen (mansiones, mutationes), die im Laufe der Jahre oft zu Städten anwuchsen.

Römerstraßen in Italien (wikipedia.de)

 

Wichtige Routen waren die Via Aurelia, die Via Clodia und die Via Cassia in Richtung Nord-West nach Genua, die Via Flamina und die Via Salaria nach Nord-Osten zur Adria, die Via Appia und die Via Latina in Richtung Süden nach Capua und natürlich die Römerstraßen beiderseits des Tibers nach Ostia und Portus, den eigentlichen Hafen-Anlagen ca. 2 km nördlich des Stadtgebietes von Ostia. Weitere bedeutende Routen waren die Via Aemilia von Rimini nach Placentia und die Via Postumia von Genau nach Aquileia (bedeutendster Römerhafen an der Adria und Ausgangspunkt der römischen Bernsteinstraße). Von dort führte die Via Julia Augusta nach Innsbruck bzw. Salzburg. Nicht zuletzt sind die beiden wichtigen Routen von Verona nach Augsburg über die Via Claudia Augusta entlang des Etschtals und die Via Raetia über den Brenner zu nennen.

 

Alle Wege führen nach Rom (roma.andreapollett.com)


Portus (focemicina.it)


Portus und Ostia (ostia-antica.org)

Via Aurelia

Die Via Aurelia ist eine Römerstraße, die der Censor Gaius Aurelius Cotta im Jahr 241 v. Chr. in Auftrag gab. Sie verlief von Rom aus die Küste entlang bis Pisae (Pisa).

Erst in späterer Zeit wurde der Name Via Aurelia auf ihre Fortsetzung, den küstennahen Teil der Via Aemilia Scauri und die Via Iulia Augusta, ausgedehnt, wodurch sich die Via Aurelia schließlich bis hinter Arles erstreckte, um dort Anschluss an die Via Domitia zu finden.

Via Aurelia (blau), Via Cassia (rot) und Via Clodia (lila)

Via Cassia

Die Via Cassia ist eine von der Sippe der Cassier (Cassius) angelegte römische Straße, die von Rom in die Toskana führt. Mit der Anlage der Via Cassia wurde um das Jahr 241 v. Chr. begonnen.

Von Rom aus verlief sie über Veji östlich des Lacus Sabatinus nach Sutrium (Sutri) zum Forum Cassii (bei Vetralla), bei Volsinii novi (Bolsena) am Lacus Volsiniensis vorbei ins Tal des Clanis bis kurz vor Clusium (Chiusi). Das Forum Cassii markiert hierbei die Mitte der Straßengesamtstrecke; dies war bei den Straßen, die von den Römern erbaut wurden, so üblich.

Obwohl sie in der Antike erbaut worden war, behielt sie bis ins Mittelalter ihre Bedeutung. Sie galt, weil sie noch verhältnismäßig gut erhalten war, als eine der wichtigsten Verbindungen von Norditalien nach Rom. In der Annahme, dass Karl der Große zu seiner Zeit die Straße benutzt haben könnte, wurde sie zeitweise als Teil der Via Francigena benannt.

Später führte sie ab Clusium weiter über Arretium (Arezzo), Florentia (Florenz) und Luca (Lucca) nach Genua.

Via Clodia

Erbaut zwischen der Via Cassia und der Via Aurelia, hat die Via Clodia eine Besonderheit im Vergleich zu beiden: während die zwei erstgenannten in erster Linie für militärische Transporte auf der Langstrecke ausgelegt sind, und die Siedlungen meistens vermieden, war die Via Clodia eine Straße des Kurzstrecken- und gewerblichen Verkehrs im vormals eroberten Etrusker Land.

Ihre Herkunft ist ungewiss, aber die meisten Wissenschaftler sind sich einig, dass die Römer einen bereits bestehenden Etruskischen Weg, die „Via Cava“, am Ende des dritten Jahrhunderts vor Christus ausbauten, der um 225 v. Chr. gepflastert wurde. Die bestehende Straße diente vermutlich der Eroberung von Etruria durch die römische Armee.

Die Via Clodia wurde 310 v. Chr. begonnen. Die Straße scheint der Verbindung Roms mit den nordwestlichen Zentren der Etruria u.a. Blera, Vejano, Bracciano, Oriolo Romano, Tuscania und Saturnia gedient zu haben.

Via Aemilia Scauri

Die Via Aemilia Scauri (nicht zu verwechseln mit der Via Aemilia) ist eine Römerstraße, die Marcus Aemilius Scaurus der Ältere während seiner Amtszeit als Censor im Jahr 109 v. Chr. in Auftrag gab.

Sie verlief von Pisae (Pisa) entlang der Küste über Luna nach Genua, von dort über den Ligurischen Apennin nach Placentia (heute Piacenza). Sie verband die Via Aurelia, Via Cassia und Via Clodia mit der Via Aemilia (von Rimini nach Placentia) und der Via Postumia (von Aquilea gleichfalls nach Placentia).

Ebenfalls der Via Aemilia Scauri zugerechnet wird häufig die Küstenstraße von Genua nach Vada Sabatia (Vado Ligure) im Südwesten. Die Fortführung dieser Straße ist die Via Iulia Augusta, die unter Kaiser Augustus angelegt wurde. Für die Strecke entlang der Küste (sowie deren Fortsetzung über die Via Iulia Augusta) wurde in späterer Zeit der Name Via Aurelia benutzt.

 

Via Julia Augusta (lila), Via Aemilia Scauri (Pisa - Luna – Genua – Vada Sabatia mit Abzweig Genua – Iria - Placentia) und Via Aurelia (dunkelblau)

Via Julia Augusta (ligurische Küste)

Die Via Julia Augusta entlang der ligurischen Küste - nicht zu verwechseln mit der Via Julia Augusta, die von Aquileia nach Innsbruck und Salzburg führte - ist eine Römerstraße, die von Placentia (Piacentia) nach Gallien (Nizza/Monaco) führte. Sie wurde in der Regierungszeit des Kaisers Augustus angelegt und führte über Iria und Dertona (Tortona), Aquae Statiellae (Acqui Terme), Crixia (Piana Crixia) nach Vada Sabatia (Vado Ligure). Von dort entlang der ligurischen Küste über Albingaunum (Albenga), San Remo und Albintimilium (Ventimiglia) nach Monoecus (Menton).

Der Bau der Via Iulia Augusta wurde ermöglicht, nachdem die Völker der Seealpen von den Römern unterworfen worden waren. Bis dahin wurde die Landverbindung zwischen Italien und Hispanien von Torino (Turin) aus über die weiter nördlich verlaufende Via Domitia und den Col de Montgenèvre aufrechterhalten. Der Errichtung der Herrschaft über die Seealpen folgte der Bau eines Weges durch einfaches und ohne wirkliche Schwierigkeiten zu bewältigendes Gelände, der zudem eine deutliche Verringerung der Reisezeiten mit sich brachte.

Die Via Iulia Augusta wurde später bezogen auf das Teilstück entlang der Mittelmeerküste als Verlängerung der Via Aurelia und der Via Aemilia Scaura betrachtet und – wie der küstennahe Teil der Via Aemilia Scaura – ebenfalls Via Aurelia genannt.

Via Domitia

Die Via Domitia war die erste Römerstraße, die in Gallien gebaut wurde. Sie wurde zwischen 120 und 118 v. Chr. vom Prokonsul Gnaeus Domitius Ahenobarbus in Auftrag gegeben und auch nach ihm benannt.

Die Via Domitia verband Italien (Turin) mit Spanien. Die Via Domitia überquerte die Alpen am Col de Montgenèvre (1850 m), folgte dem Tal der Durance, überquerte die Rhône bei Beaucaire und folgte schließlich der Küste des Mittelmeeres bis zu den Pyrenäen.

 

Via Domitia

 

Die Straße verlief fast geradlinig auf festem Untergrund. In den Städten, die sie durchquerte, bestand sie aus Kopfsteinpflaster oder Bodenplatten, außerhalb aus gestampfter Erde auf Schichten aus Kies oder Schotter. An den Ortseingängen durchquerte sie üblicherweise eine Umwallung durch ein Tor oder einen Triumphbogen, so wie in Nîmes mit der Porte d’Auguste oder in Glanum mit dem Arc de Triomphe.

An der Rhone kreuzte sie einen bedeutenden keltischen Handelsweg entlang des Rhone-Saone-Tals (Marseiller Straße), die spätere Via Agrippa von der ehemals griechischen Kolonie in Marseille nach Lyon, die weiter über Metz und Trier nach Köln führte. Süd-westlich von Nimes (westlich von Arles) vereinigte sich die Via Domitia mit der Via Julia Augusta (spätere Via Aurelia).

Im Jahr 118 v. Chr wurde an der Via Domitia Narbonne (als Colonia Narbo Martius) gegründet, von wo aus im selben Jahr der Bau der Via Aquitania begonnen wurde, die nach Westen über Toulouse und Bordeaux Richtung Atlantischer Ozean führte.

Via Postumia

Die Via Postumia ist eine Römerstraße, die von Genua nach Aquileia über eine Länge von rund 300 römischen Meilen, das sind rund 450 Kilometer, führte.

Ihre Anlage wurde im Jahr 148 v. Chr. im Auftrag des Konsuls Spurius Postumius Albinus Magnus begonnen. Sie führte von Genua nach Norden über die Apenninen bis Dertona (Tortona), von dort nach Piacenza, Cremona, Verona, Vicetia (Vicenza) nach Aquileia, dem „römischen Venedig“.

Via Postumia (hellblau), Via Aemilia (rot) und Via Flaminia (dunkelblau)

Via Aemilia

Die Via Aemilia ist eine Römerstraße, die von Arminium (Rimini) nach Placentia (Piacenza) führt. Sie wurde im Auftrag des römischen Konsuls Marcus Aemilius Lepidus im Jahre 187 v. Chr. angelegt. Sie verband die Städte Rimini (Ariminum), Imola, Bologna (Bononia), Modena (Mutina), Reggio Emilia (Regium), Parma, Fidenza (Fidentia) und Piacenza (Placentia). Dort schlossen später die Via Aemilia Scauri nach Genua und Pisa und die Via Postumia nach Aquileia an.

Via Aemilis (aemilaonline.it)

Die Via Aemilia war Teil einer Fernroute, die von der Adria nach England führte. In Placentia traf sie mit einer Route aus Rom zusammen, die sich zur späteren Via Francigena, die von Rom nach England führte, entwickeln sollte.

Diese führte von Rom über Viterbo, Siena, Pisa, Piacenza und Padua, Aosta, den Gr. St. Bernhard-Pass, Lausanne, Besancon, Reims und Arras nach Gesoriacum (später nach Calais) überquerte den Kanal und zog bis nach Canterbury.

Via Francigena (francigena-international.org)

Via Flaminia

Die Via Flaminia ist eine Römerstraße, die Rom mit der Adriaküste verband.

Sie wurde im Auftrag des Censors Gaius Flaminius im Jahr 220 v. Chr. gebaut und während der Kaiserzeit mehrmals renoviert. Augustus, der die Straßen Italiens einzelnen Senatoren zuwies, reservierte die Via Flaminia für sich selbst und ließ alle Brücken, mit Ausnahme der Milvischen Brücke (Pons Mulvius), mit der sie den Tiber drei Kilometer nördlich von Rom überquert, erneuern. Vespasian ließ im Jahr 77 einen neuen Tunnel am Intercisa-Pass (Furlo) errichten und Trajan, wie Inschriften zeigen, einige Brücken entlang der Straße renovieren.

Im Mittelalter war die Via Flaminia als Ravenna-Straße bekannt, da sie zu der nun wichtigen Stadt Ravenna führte, verlor mit dem Ende des Exarchats von Ravenna an Bedeutung und wurde in der Renaissance wiederhergestellt und blieb bis zur Ära Napoleons von hoher militärischer Bedeutung.

Die Via Flaminia durchzog gradlinig das Marsfeld bis zur Milvische Brücke, danach durchlief sie das Gebiet der kurz vor ihrem Bau unterworfenen Falisker ohne deren zerstörte Hauptstadt Falerii zu berühren. Auf der Höhe des heutigen Gallese überquerte sie mit einer weiteren Brücke den Tiber.

Jenseits des Tibers führt sie durch Otricoli (Ocriculi) und Narni (Narnia). Hier überquerte sie den Fluss Nera mit Hilfe einer vierbögigen Brücke, dem sogenannten Ponte d’Augusto. Weiter geht sie nach Carsulae und Mevania (Bevagna) bis nach Forum Flaminii. Später wurde eine andere Strecke von Narnia nach Forum Flaminii gewählt, die über Interamna (Terni), Spoletium (Spoleto) und Fulginium (Foligno) führt. Die Straße führte nun nach Nuceria (Nocera Umbra), überquert dann den Hauptkamm der Apenninen, wo ein Tempel des Jupiter Apenninus auf der Passhöhe stand. Anschließend ging die Straße hinunter nach Cales (Cagli), wandte sich nach Nordosten, und führte über den Intercisa-Pass nach Forum Sempronii (Fossombrone) und Fanum Fortunae (Fano), wo sie die Adriaküste erreichte. Von hier aus verlief sie nordwärts über Pisaurum (Pesaro) nach Ariminum (Rimini).

Via Salaria

Die Via Salaria führte von Rom an die Adria bei Castrum Truentinum.

Die Via Salaria ist eine alte Salzstraße, die in der Zeit der Etruskerherrschaft Rom das Salzmonopol sicherte und somit eine Quelle des Reichtums der Stadt war. Während der Konflikte mit den Sabinern wurde sie unterbrochen, was zu schweren wirtschaftlichen Problemen in Rom führte. Die Via Salaria gehört zu den ältesten Handelswegen in Italien aus der Zeit um 400 v. Chr. Eine der wichtigsten Römerbrücken auf dem Weg war die Ponte Salario über den Aniene.

Via Appia

Die Via Appia ist eine Römerstraße, deren Bau 312 v. Chr. unter dem Konsul Appius Claudius Caecus begonnen wurde und von Rom nach Bridisi führt.

Als eine bedeutende Ausfallstraße war die Via Appia in der Antike von Grabmälern, von Gutshöfen und Thermen gesäumt. Neben zahlreichen oberirdischen Denkmälern finden sich am Rande der Straße die Eingänge zu mehreren frühchristlichen Katakomben.

Via Appia (von Kleuske in der Wikipedia auf Niederländisch. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons)

Die Via Appia wurde 312 v. Chr. von Appius Claudius Caecus begonnen. Ursprünglich führte die anfänglich noch ungepflasterte Via Appia nur bis Capua und diente dem militärischen Nachschub gegen die Samniten. Um 190 v. Chr. wurde die Straße bis Brundisium (heute Brindisi) verlängert, das zum bedeutendsten Umschlagplatz für Waren und Sklaven aus dem Orient aufstieg. Die Via Appia wurde damit zu einer der wichtigsten Handelsstraßen Italiens oder gar des römischen Reiches. Nicht zufällig erhielt sie schon in der Antike den Beinamen Regina Viarum, „Königin der Straßen“. In der Pontinischen Ebene verläuft die Via Appia 62 km lang geradeaus - bis heute die längste geradlinige Straße in Europa.

Die ursprüngliche Strecke führte über Benevent und Tarent nach Brindisi. Kaiser Trajan ließ von Benevent eine weitere Strecke (Via Appia Traiana) über Bari anlegen (114 n. Chr.), die eine Abkürzung von ein bis zwei Tagesreisen darstellte. Das bedeutete, dass sich die Reisezeit Rom–Brindisi von etwa vierzehn Tagen auf zwölf bis dreizehn Tage reduzierte.

Als nach dem Dritten Sklavenaufstand Spartacus besiegt worden war, wurden 6.000 Anhänger des Aufstandes entlang dieser Straße gekreuzigt. In der kirchlichen Tradition ist die Via Appia die Straße, auf der Petrus endgültig nach Rom zurückkehrte: „Domine, quo vadis?“. Ab der Spätantike setzte der Verfall der Straße durch mangelnde Instandhaltung ein. Noch 536 nutzte Belisar im Gotenkrieg die Via Appia zum Vormarsch auf Rom. Doch vor allem durch die fortschreitende Versumpfung der Pontinischen Ebene wurde der Nordteil der Straße immer weniger nutzbar. Die Aufgabe von Tres Tabernae markiert den endgültigen Niedergang.

Via Popilia

Die Via Popilia wurde 132 v. Chr. unter dem Konsul Publio Popillio Lenate errichtet und führte über etwa 400 km von Capua über Nocera (Nuceria), Morano (Moranum), Cosenza (Consentia), Vibo Valentia (Valentia) nach Reggio Calabria (Rhegium) im Süden.

Via Valeria (ehemals Via Tiburtina)

Die Via Valeria wurde unter Konsul Markus Valerius Maximus um 286 v. Chr. errichtet und verband Rom mit Tibur (heute Tivoli). Die Straße führte zunächst zu den Tempeln in Tibur und wurde später von den römischen Aristokraten benutzt, die ihre Villen in Tibur errichtet hatten.

Später wurde die Straße ins Gebiet der Aequer und der Marser verlängert, um diese Gebiete besser kontrollieren zu können. Sie wurde danach Via Tiburtina Valeria genannt und führte in weniger als 200 km über den Apennin zur Adria nach Aternum, dem heutigen Pescara.

Via Claudia Augusta

Die Via Claudia Augusta war eine der wichtigsten Römerstraßen, die den süddeutschen Raum mit Norditalien verband. Vom Kastell Burghöfen (südlich von Donauwörth), wo sie Anschluss an die von Westen nach Osten verlaufende römische Donausüdstraße hatte, folgte sie flussaufwärts dem Lauf des Lechs über Augusta Vindelicorum (Augsburg - ehemals Hauptstadt der römischen Provinz Raetia), bis nach Füssen. Von dort aus zog sie über den Fern- und Reschenpass zur Etsch, um dieser bis Trient (Tridentum) zu folgen. Hier teilte sich die Straße. Der westliche Strang erreichte über Verona den Po bei Ostiglia (Hostilia), der östliche über Feltre die Adria bei Altino (Altinum), nord-östlich von Venedig gelegen.

Ein bedeutsamer Kreuzungspunkt dieser antiken Straße war Abodiacum, das heutige Epfach am Lechrain, wo die durch Rätien verlaufende Ost-West-Magistrale von Salzburg nach Brigantium (heute Bregenz) den Lech überquerte.

Kaiser Augustus ließ im Jahre 15 v. Chr. von seinen Stiefsöhnen Tiberius und Drusus die noch nicht eroberten Gebiete der Alpen und das nördliche Voralpengebiet zwischen Inn und dem Südschwarzwald erobern. Zur Erschließung der neuen, später Raetia genannten Provinz wurde bereits damals die Strecke von Feltria/Feltre über Tridentum (Trient) und den Reschenpass, das Oberinntal und den Fernpass bis zum Lech ausgebaut. Endgültig fertiggestellt, durchgängig für Fuhrwerke befahrbar, erneuert und bis zur Donau verlängert wurde die Straße unter Kaiser Claudius.

Die Via Claudia Augusta war in den ersten beiden nachchristlichen Jahrhunderten die wichtigste Verbindung zwischen der Adria, der Poebene und dem westlichen Voralpenraum.

Mit dem Ausbau der Via Raetia über den Brennerpass, und Partanum/Partenkirchen verlor die Via Claudia Augusta ab dem 2. Jahrhundert als Alpenübergang an Bedeutung. In der Tabula Peutingeriana, die den Stand von etwa 375 n. Chr. abbildet, ist sie nicht mehr verzeichnet, ebenso wenig auf der Romweg-Karte des Erhard Etzlaub aus dem Jahr 1500. Im Jahr 1430 liefen weniger als 10 Prozent des Handelsverkehrs zwischen Augsburg und Venedig über die „obere Straße“.

Via Raetia (römische Brennerstraße - spätere Via Imperii)

Die Via Raetia ist eine Römerstraße, die den süddeutschen Raum, die damalige Provinz Raetia, mit Norditalien verband. Sie führte von Verona, entlang der Etsch über Tridentum (Trient), Pons Drusi/Bauzanum (Bozen), Vipitenum (Sterzing), Brennerpass, Matrejum (Matrei), Veldidena (Innsbruck-Wilten), Teriolae (Zirl), den Seefelder Sattel, Parthanum (Partenkirchen), Abudiacum (Epfach) nach Augusta Vindelicum (Augsburg).

Römerstraßen in der Provinz Raetia (Droysens Hist. Handatlas 1886)


Der Weg über den Brenner wurde Anfang des 3. Jahrhunderts unter Septimius Severus zur Römerstraße ausgebaut. Die heute Via Raetia genannte Verbindung ist bereits im Itinerarium Antonini verzeichnet und Vorgängerin der mittelalterlichen Via Imperii.

Sie löste die Via Claudia Augusta als wichtigste Straßenverbindung über die Ostalpen ab. Ihr Ausbau begründete den Aufstieg des Brenners zum bis heute meistgenutzten Übergang der Ostalpen. Die Strecke ist sowohl im Itinerarium Antonini als auch in der Tabula Peutingeriana verzeichnet und eine der wenigen Pilgerrouten über die Alpen auf der Romweg-Karte des Erhard Etzlaub aus dem Jahr 1500.

Kaiser Septimius Severus ließ im 2. Jahrhundert n. Chr. die bestehenden Saumpfade durch Brückenbauten und Wasserregulierungen zur befestigten Straße ausbauen und verkürzte so die Verbindung von Verona nach Augsburg von über 500 auf ca. 430 km, was zwei bis drei Tagesreisen weniger entsprach. Die Straße machte den Brenner zu einem wichtigen Alpenübergang und bildete die Grundlage für die mittelalterliche, nach Norden verlängerte Reichsstraße Via Imperii.

Martin Luther nahm auf dem Rückweg von Rom im Winter 1511 die Via Raetia. Goethe wählte, von Karlsbad kommend, auf seiner Italienischen Reise 1786 den Weg über Mittenwald und Brenner.

Römische Bernsteinstraße

Es gab außerhalb des Römischen Reichs einige wenige Handelswege, über die seit der Vorzeit Bernstein in die Alpenregion und nach Italien gelangte. Durch die Ausweitung des Imperium Romanum bis an die Donau wurde wahrscheinlich bereits unter Augustus und Tiberius zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. eine derartige Handelsroute als Staatsstraße (Römerstraße) auf dem Gebiet des Römischen Reichs ausgebaut.

Die wintersichere Verbindung zwischen Carnuntum an der Donau und Aquileia in Italien wird römische Bernsteinstraße genannt. Der Verlauf ist in der Tabula Peutingeriana verzeichnet. Plinius der Ältere (23–79 n. Chr.) berichtet, dass auf dieser Straße Bernstein von der Ostseeküste nach Aquileia transportiert worden sei. Ihm verdankt sie ihren Namen.

Der bereits in vorrömischer Zeit bedeutsame Handelsweg verlief von der Danziger Bucht entlang der Weichsel und ihrer Nebenflüsse durch die Mährische Pforte, folgte in Niederösterreich der March und überquerte bei Carnuntum rund 50 km östlich von Wien die Donau. Unter Umgehung der Alpenpässe verlief die Straße von Carnuntum, Scarabantia (Sopron/Ödenburg), Colonia Claudia Savaria (Szombathely/Steinamanger) und Poetovio (Ptuj/Pettau) über Emona (Laibach, Ljubljana) nach Aquileia. Zwischen Sopron und Szombathely führte die Bernsteinstraße durch das Mittelburgenland (Bezirk Oberpullendorf), ein für Rom bedeutsames ehemals keltisches Eisenerzgebiet.

Im 3./4. Jahrhundert n. Chr. verlor sie ihre Bedeutung, gleichwohl belegt ein von Cassiodor nacherzählter Brief des ostgotischen Königs Theoderich aus der Zeit zwischen 523 und 526, Bemühungen der Balten und Goten, den während der Völkerwanderung zum Erliegen gekommene Bernsteinhandel wieder zu beleben und auszubauen.

Via Julia Augusta (Aquileia)

Die Via Julia Augusta – nicht zu verwechseln mit der Via Julia Augusta an der ligurischen Küste nach Nizza - ist eine Römerstraße, die von Aquileia („dem römischen Venedig“) nordwärts über Iulium Carnicum (Zuglio) und dem Plöckenpass bis ins Drautal führte, wo sie sich bei Loncium (Irschen) teilte und über Aguntum (Lienz) nach Veldidena (Wilten bei Innsbruck – wichtige Etappenstation an der römischen Brennerstraße) bzw. über Teurnia nach Virunum und Iuvavum (Salzburg) führte. Die Route über den Kreuzbergsattel von Zuglio nach Innichen scheint späteren Ursprungs zu sein und stellt eine Abkürzung zur Route über Irschen und Lienz dar.

Via Julia Augusta (Dietmar Simonier; Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons)


Quellen: wikipedia.de und wikipedia.it